Kommunion und Konfirmation soll beider Streng und ernst sein, es steht keine Zweifeln. Wenn die Eltern bei dem Kleider ihrer Kinder für die Erstkommunion oder Konfirmation überlegen, dann denken meistens oft, dass es schön aussehen soll, aber vergessen auch nicht, die Kleidung soll überhaupt nicht im Mittelpunkt stehen.
Trotzdem ist das Äußere oft ein großes Thema. Heutzutage entscheiden die Kinder und Jugendlichen selbst, was sie anziehen wollen. Und sie denken oft nicht nach “Streng” und “Ernst” sonder nur “Schön”, “Schick” und “Hübsch”.
„Und – was zieht deine an?“ Darüber werde vor der Erstkommunion viel diskutiert, sagt die Esslingerin Anja Dietze. Dietzes neunjährige Tochter Anahí ist da eher unkompliziert: „Sie würde am liebsten im Fußballdress in die Kirche gehen.“ Weil in Dietzes Gemeinde St. Albertus Magnus aber ein einheitliches Gewand beim Gottesdienst üblich ist, trägt ihre Tochter unter der Kutte kein weißes, sondern ein schlichtes blaues Kleid, das sie auch bei anderen Anlässen anziehen kann. Das einzige Problem: die gekauften Schuhe sind bereits zu klein geworden, also müssen nächste Woche neue her, „damit Anahí nicht in Turnschuhen erscheint“, sagt Anja Dietze und lacht.
Bundesweit empfangen nach Angaben der Kirchen in diesem Frühjahr knapp 200 000 Mädchen und Jungen zum ersten Mal die Kommunion, bis zu 250 000 werden konfirmiert. Auch wenn die Kleidung dabei zweitrangig sein sollte, wollen die Familien, dass die Kinder am großen Tag, wenn Verwandte aus nah und fern anreisen, so schmuck wie möglich aussehen. Manche Eltern geben mehrere hundert Euro für Kleidung, Schuhe und Accessoires aus und kaufen die Festtagsgarderobe schon vor Weihnachten, andere erwerben auf Second-Hand-Basaren bereits getragene Stücke.
Die Mädchen möchten ein bisschen Pling-Pling
Bei der Erstkommunion ziehen viele Jungen zum ersten Mal einen Anzug an, die Mädchen meist ein knöchellanges weißes Kleid. Anja Dietze musste bei ihrer Erstkommunion noch in eine Art Hochzeitskleid schlüpfen. Da sei man heutzutage zum Glück entspannter, meint sie. Bodenlange Kleider und Reifröcke sind selten, die Kleidung ist kindgerechter geworden. Isabell Weber, die Kommunionsbekleidung für den Hersteller Weise in Fichtenau-Wildenstein (Kreis Schwäbisch Hall) entwirft, kombiniert zum Beispiel weiße Chiffonkleidchen mit Leggins oder Taft-Kleider mit Bolerojäckchen. Viele Acht- bis Neunjährige wollen sich am Festtag wie eine kleine Prinzessin fühlen, erzählt die Designerin – nur eben nicht in einem Outfit aus Tüllbergen samt Krone. „Die möchten ein bisschen Pling-Pling, ein bisschen Strass, eine Blüte mit Perle, auch Spitze liegt im Trend. Wichtig ist, dass sie nicht wie verkleidete Bräute aussehen.“ Die Jungen wiederum eiferten ihren Vätern nach, Anzüge – in der Regel in Schwarz, Grau oder Blau – seien zumindest bei den Kommunionkindern gefragter als Sakkos.
Umstritten ist der Trend, dass in immer mehr katholischen Gemeinden ein liturgisches Gewand zur Erstkommunion übergezogen wird. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart befürwortet das, weil Äußerlichkeiten bei dieser wichtigen Feier nicht im Vordergrund stehen und die Kinder nicht miteinander konkurrieren sollen. Die meist naturweißen oder beigefarbenen Kutten sind jedoch vor allem bei Eltern aus Südeuropa unbeliebt, weil sie ihre Kinder zur Erstkommunion traditionell besonders prächtig ausstaffieren und das auch gerne schon in der Kirche zeigen wollen.
„Die Kleidung für diese Kunden müssen wir meist extra bestellen“, berichtet Doreen Hertel vom Fachgeschäft Korbmayer an der Schulstraße. Seit 15 Jahren berät sie dort Eltern und Kinder bei der Auswahl der Kommunions- und Konfirmationskleidung. Bei den Acht- bis Neunjährigen sei das nicht so kompliziert, sagt sie, bei den Konfirmanden schon eher. Denen falle es oft schwer, genaue Wünsche zu äußern. „Schlupf doch wenigstens mal rein“, rät Hertel dann, um herauszubekommen, was den Jugendlichen gefällt und was nicht. Mitunter dauert es zwei Stunden, bis die passende Garderobe gefunden ist. Anders als früher treffen heute eher die Kinder die Entscheidung, nicht die Eltern.
Eine Konfirmandin erschien im Ballkleid
Die Konfirmanden greifen häufiger als die Kommunionkinder zu Sakko und Hose statt zum kompletten Anzug. „Die Jungs sind erleichtert über die frohe Botschaft, dass sie keinen Anzug anziehen müssen“, berichtet Charlotte Sander, Pfarrerin in Mühlhausen. Beliebt seien bequeme Baumwollsakkos mit Used-Wash-Anmutung oder Jerseysakkos mit Lederpatches, sagt Lia Wamser, bei Weise für die Konfirmationsmode zuständig. Bei den Anzügen seien schmale Revers gefragt. Kompliziert wird es bei den Schuhen. Auf klassische Lederschuhe haben die Jungen wenig Lust, heißt es bei Korbmayer. Turnschuhe wählen trotzdem die wenigsten.
Für die Konfirmandinnen hingegen ist klar: Die Schuhe müssen Absatz haben, einige stolzieren sogar auf High Heels in die Kirche. Manche Mädchen seien perfekt gestylt, sagt die Pfarrerin Sander, „da sticht nur die Zahnspange raus“. Einmal sei eine Konfirmandin im Ballkleid erschienen. Insgesamt gebe es in Mühlhausen aber einen breiten Querschnitt.
Farblich dominieren bei den Konfirmationskleider nach wie vor Schwarz und Dunkelblau. Die Designerin Lia Wamser setzt auch kleine farbige Akzente etwa in Blutorange – oder legt schwarze Spitze über ein nudefarbenes Kleid. Leichte Chiffonkleider stehen laut Wamser zurzeit hoch im Kurs, auch Tüll und Spitze sind gefragt. „Auf dem Land werden auch noch Taftkleider in A-Linie gekauft, in den Städten trauen sich die Mädchen mehr“, sagt sie. Dort sind die Röcke in der Regel auch kürzer. Lia Wamser achtet darauf, dass die Kleider höchstens zehn Zentimeter über dem Knie enden. Die Pfarrerin Charlotte Sander muss ihre Konfirmandinnen mitunter ermahnen, sich zum Fest sittsam zu kleiden. „Die Röcke werden kürzer, die Ausschnitte tiefer“, seufzt sie. „Unsere Kirche ist aber so kalt, dass zum Glück alle eine Jacke drüberziehen müssen.“
Artikel Source: abendkleiderhaus.wordpress.com